Im April konkurrieren in Feuerthalen gleich neun Personen um sechs Sitze im Gemeinderat. Hier will die SP einen zweiten Sitz ergattern. Auch in der Schulpflege zeichnet sich trotz einiger Rücktritte eine Kampfwahl ab. Ein Schaffhauser alt Regierungsrat will hier mitmischen.

Das politische Engagement der 30- bis 50-Jährigen hat zusehends abgenommen. Sei es, weil Karriere- und Familienplanung rufen, weil das  Berufsleben schnelllebiger geworden ist oder wegen Bedenken, sich in der eigenen Gemeinde zu exponieren.

«Viele jüngere Leute sagen heute: Ich kann das nicht leisten», resümierte gestern Käthi Furrer, Co-Präsidentin der Bezirkspartei, bei einem Mediengespräch im Restaurant Schwarzbrünneli. Gleichwohl fehlt es der Partei in der Weinländer SP-Hochburg Feuerthalen nicht an Köpfen, um SVP und FDP Paroli zu bieten. Hier  greift ihr Credo: Kommunalpolitik ist auch Parteipolitik. «In jeder Gemeinde gibt es Handlungsspielraum, in dem die politische Haltung zum Tragen kommt»,  findet Furrer. Und durch die Parteienvielfalt, wie sie im Feuerthaler Gemeinderat herrsche, kämen auch die sprichwörtlichen gut schweizerischen Kompromisse  zustande. Gemäss ihrer Wählerbasis wolle die SP nun einen zweiten Sitz im Gemeinderat und damit «einen Drittel der Verantwortung in der Gemeindepolitik» übernehmen, fügte Gemeinderat und Kantonsrat Markus Späth bei.

Gerangel um sechs Sitze

Insgesamt vier Kandidierende schickt die SP in die Wahl um die freien Behördensitze, darunter drei Neue und eine Frau. Die Ausgangslage ist etwas besonders: Der Gemeinderat wird im Nachgang zur Bildung einer Einheitsgemeinde (bei zwei Rücktritten) von acht auf sieben Mitglieder reduziert – inklusive der von Amtes wegen im Gemeinderat vertretenen Schulpflegepräsidentin. Die Schulpflege ihrerseits wird von einst sieben und derzeit sechs auf fünf Mitglieder reduziert (vier Rücktritte). Für die sechs Gemeinderatssitze (ohne Schulpräsidium) kandidieren nebst zwei SP-Kandidaten und den Neuen Michael Trachsel (SVP) und Heidi Litschi (parteilos) sowie fünf Bisherigen gleich neun Personen; bei der Schulpflege wird mindestens eine Person überzählig sein. In den übrigen Gremien zeichnet sich keine Kampfwahl ab. Dass es der SP mit einer Ausnahme an jüngeren Kandidierenden fehlt, sieht Markus Späth (64), Gemeinderat und  SP-Fraktionspräsident im Kantonsrat, als Zeichen der Zeit. «Das Milizsystem kann nur funktionieren, wenn die ‹Guterhaltenen› – jene knapp vor oder nach der Pensionierung – bereit sind, im nebenamtlichen Bereich Verantwortung zu übernehmen », so seine über die Jahre gewonnene Erkenntnis. Der Sozialvorstand im Gemeinderat tritt nach acht Jahren erneut für eine Amtsdauer an. Trotz politischer Differenzen habe die Exekutive viele Erfolge verbuchen können. Dazu zählt Späth den Bau des Alters- und Pflegezentrums Kohlfirst unter strenger Kostenkontrolle sowie die Neubauten bei der Freizeitanlage Rheinwiese in Langwiesen. Als grössten Standortfaktor sieht er aber die Realisierung einer ausserfamiliären Kinderbetreuung für Schul- und Vorschulkinder in der ehemaligen  ilitärunterkunft. Neben Späth ist auch der 63-jährige gebürtige Feuerthaler Fritz Hübscher bereit, «einen Beitrag für die Gemeinde zu leisten», wie der gelernte Konstrukteur sagt, der sich kaufmännisch weitergebildet hat und viel Kader und Projekterfahrung sammeln konnte.

Alt Regierungsrat und einzige Frau

Vielen dürfte der heute parteilose und seit 2013 in Feuerthalen lebende Herbert Bühl, ehemaliger Schaffhauser ÖBS-Regierungsrat und (bis Ende 2017)  Präsident der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission, bekannt sein. Überraschen mag, dass Bühl nicht ein Gemeinderats-, sondern ein  Schulpflegemandat anstrebt. Der 61-jährige Bühl verfügt aber über ein Diplom des höheren Lehramts in Geografie, hat sich zum Mediator weitergebildet und ist seit 2011 Präsident des Fördervereins der Pädagogischen Hochschule Schaffhausen. Der heute als Organisationsentwickler tätige Bühl sieht gerade die neue  Rolle der Schulpflege in der Einheitsgemeinde, Investitionen der Schule dem Gemeinderat gegenüber begründen zu müssen, als reizvoll an. Ebenso wenig wie  bei Bühl berge die zweite Kandidatur der SP für den einen frei werdenden Sitz in der Schulpflege die Gefahr einer «Betroffenheitsschulpflegerin», erklärte Späth: Die vier Kinder von Hebamme, Hausfrau und Mutter Irmela Pfalzgraf besuchen bald alle nicht mehr die gemeindeeigene Schule.

Die vier Feuerthaler SP-Kandidierenden stellen sich vor


Markus Späth (bisher)

Der SP-Kantonsrat ist seit acht Jahren im Gemeinderat und kandidiert für eine weitere Amtsdauer. Mit den Gemeinderatskollegen harmoniere er gut. Grösste Erfolge in der Gemeinde seien die Sozialpolitik und der Aufbau eines Kinderbetreuungsangebots gewesen.


Fritz Hübscher (neu)

Er sagt von sich, dass er schon als junger Mensch politisch interessiert gewesen sei. Nun ist er kürzlich der SP beigetreten. Er wolle im Gemeinderat als Urfeuerthaler seine lange Lebens- und Berufserfahrung auch aktiv einbringen.


Herbert Bühl (neu)

Der Schaffhauser alt Regierungsrat lebt seit fünf Jahren in Feuerthalen. Er kandidiert als Parteiloser für die Schulpflege Feuerthalen, welche mit dem Wandel zur Einheitsgemeinde viel Verhandlungsgeschick und Stärke dem Gemeinderat gegenüber benötige.


Irmela Pfalzgraf (neu)

Zu den pädagogischen Erfahrungen der vierfachen Mutter und Hebamme gehören Workshops, in denen sie zwölfjährige Mädchen auf die körperlichen und seelischen Veränderungen in der Pubertät vorbereitet. Pfalzgraf (47) kandidiert als Parteilose.

Beitrag von Mark Gasser in der Schaffhauser Nachrichten vom Mittwoch, 24. Januar 2018